Tschernobyl 1986

Tschernobyl 1986

Der GAU

Am 26. April 1986 zerstörte eine Explosion beim bislang schlimmsten Atomunfall in Block 4 des AKW Tschernobyl die Reaktorschutzhülle. 180 000 Kilogramm hochradioaktives Material explodiert. Das entspricht der Menge von 1000 Hiroshima- Bomben. Eine radioaktive Wolke breitete sich über ganz Europa aus, deren Strahlenbelastung auch in Deutschland Todesopfer forderte.

Die Folgen

Nach Angaben des Umweltinstituts München wurde um den Reaktor herum eine Fläche von rund 40.000 qkm in kurzer Zeit so stark radioaktiv verseucht, dass sie auf Jahrzehnte hin unbewohnbar und landwirtschaftlich unbenutzbar bleibt. Von den für Sicherungs- und Aufräumarbeiten eingesetzten 800.000 Hilfskräften sind nach Angaben des IPPNW bis heute rund 50.000 an den Strahlenfolgen gestorben. Allein für die nahe gelegene weißrussische Region Gomel berechnete die Weltgesundheitsorganisation rund 100 000 Schilddrüsenkrebsfälle in den Folgejahren. Nach wie vor werden die Folgen des Unfalls verdrängt, vertuscht, verharmlost. So spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO aktuell von „nur“ 56 Todesopfern.

Die Gesundheitsfolgen beschränken sich nicht auf Osteuropa. So ist nach Angaben der Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) die Zahl Erbgut geschädigter Kinder (sog. Trisomie 21) neun Monate nach dem Super-GAU erhöht gewesen. In Berlin lag die Zahl sogar signifikant höher. Auch Schilddrüsenkrebs trat besonders in Süddeutschland durch das radioaktive Jod von Tschernobyl gehäuft auf. Für Deutschland geht das Umweltinstitut sogar von rund 300 (zusätzlichen) Totgeburten durch die Folgen der Strahlenerhöhung im Frühjahr 1987 aus. Daneben sind die wirtschaftlichen Kosten des Unfalls immens – sie werden auf mindestens 220 Mrd. bis in den Bereich von Billionen Euro geschätzt. Die Kosten für Osteuropa werden von manchen Wirtschaftexperten als eine zentrale Ursache für den Kollaps der Sowjetunion angesehen.

20 Jahre nach Tschernobyl

Tschernobyl – das hätte der Anfang vom Ende der Atomenergie sein können. Die Katastrophe von Tschernobyl steht für die Erkenntnis, dass die Atomenergie nicht beherrschbar ist, weder technisch noch gesellschaftlich. Die Nutzung der Atomenergie ist verbunden mit erheblichen gesundheitlichen, sicherheitstechnischen, ökologischen, friedenspolitischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Risiken.

20 Jahre nach Tschernobyl scheint diese Erkenntnis mehr und mehr verdrängt. Der Ausstieg ist national und international in Frage gestellt. Zudem wächst die atomare Gefahrenlage ständig, da fast alle Komponenten des nuklearen Brennstoffkreislaufes „dual-use“-Technologien und -Verfahren sind und somit zivile von militärischen Nutzungsoptionen kaum zu trennen sind.

Atomkraft endlich beenden!

Weitere Informationen:

Tschernobyl-Seite von ROBIN WOOD

IPPNW: Gesundheitliche Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl

Gesellschaft für Strahlenschutz: Der zweite Sarkophag für Tschernobyl – ein teurer Flop